Wenn biblische Geschichten lebendig werden …
In Chicodole besuchen wir Miguel*, einen siebenjährigen Jungen. Miguel ist Epileptiker. Bis vor einigen Monaten litt er unter schweren Anfällen. Er riss sich dann alle Kleider vom Leib, rannte durchs Dorf, war aggressiv und biss andere Leute.Die Familie ist so arm, dass ein Arztbesuch nicht möglich war. Die anderen Dorfbewohner sagten, Miguel sei von bösen Geistern besessen. Seine Mutter war schier verzweifelt. Neben der Sorge um Miguel musste sie auch ihre anderen fünf Kinder versorgen. Miguel und seine Familie gehören zu den Ärmsten der Armen in Chicodole.Deshalb unterstützt die christliche Hilfsorganisation „Hands at Work“ Miguel und seine Geschwister seit Februar dieses Jahres. Die Kinder bekommen täglich ein warmes Mittagessen. Miguel wurde ein Arztbesuch ermöglicht, die ehrenamtlichen Helfer vor Ort (careworker) bringen regelmäßig Medikamente vorbei. Seitdem geht es Miguel deutlich besser. Er hat keine Anfälle mehr, ist insgesamt viel ausgeglichener.Ein- bis zweimal die Woche besucht die Careworkerin Mama Quilinha die Familie. Sie bringt Zeit mit, Zuwendung, hilft auch mal praktisch und betet mit der Familie. Bei unserem Besuch sagte die Mutter von Miguel: „Die Besuche und Hilfe der careworker haben mir gezeigt, dass Gott uns nicht vergessen hat!“Schon beim Besuch hatte ich die Geschichte vor Augen, in der Jesus einen Jungen heilt, der an Epilepsie leidet und furchtbare Anfälle hat (Matthäus 17, 14-18). Genauso hat Miguel gelitten. Jetzt wurde ihm geholfen, weil Menschen – motiviert durch ihren Glauben – seine Not gesehen und ihm geholfen haben.Mir wurde deutlich: Jesus kümmert sich auch heute um Menschen in Not. Er tut es durch uns, wie es in einem alten Text aus dem 4. Jahrhundert heißt:Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.Carsten Stock* Name geändert