Bericht von Hands at Work zur Reaktion auf die Corona-Krise in Afrika

Konfrontation mit Covid-19

Als das Coronavirus im März 2020 Afrika erreichte, folgten viele Regierungen dem Beispiel anderer Länder und verfügten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sowie das Verbot von Versammlungen. Die Maßnahmen reichten von Ausgangssperren in Nigeria bis hin zur völligen Abriegelung in Südafrika oder auch Informationskampagnen in Malawi.

Die Angst grassierte überall, war aber am größten unter den ärmsten Familien. Diese erhielten nur wenig sachliche Informationen über die Risiken durch das Virus. Andererseits sind sie zum Überleben am dringendsten auf die Fortsetzung ihrer täglichen Arbeit angewiesen.

Als beispielsweise in den ärmsten Gemeinden Südafrikas eines Nachts um 0 Uhr eine Ausgangssperre begann, gingen viele Familien davon aus, dass das Öffnen ihrer Tür nach 0:01 Uhr die sofortige Ansteckung mit dem Virus bedeutete. Viele blieben dann tagelang eingeschlossen, oft ohne Nahrung oder sauberes Wasser.

Der Schwerpunkt von Hands at Work lag in diesen ersten Tagen darauf, die über lange Zeit aufgebauten Beziehungen zu den örtlichen Gesundheitsbehörden und Gemeindevorstehern zu nutzen, um sicherzustellen, dass die Arbeit an den Care Points und die Versorgung der Kinder fortgesetzt werden konnte. Dazu wurden die Care Worker in den nötigen Maßnahmen geschult, wie Abstandhalten, dem Tragen von Masken und den erhöhten hygienischen Anforderungen. Auch die regelmäßigen Hausbesuche mussten entsprechend angepasst werden, um die Kinder auch weiterhin zu Hause zu erleben und ihre Bedürfnisse einschätzen zu können.

Erste Auswirkungen auf die Familien

Wir stellten fest, dass das Corona-Virus bisher keine direkten Auswirkungen auf unsere Familien oder Gemeinschaften hatte. Aber der Kollateralschaden der Corona-Maßnahmen war massiv. Mit geschlossenen Schulen und vielen zerrütteten Familien, die zusammen eingeschlossen waren und nicht arbeiten konnten, um Geld zu verdienen, explodierten die Gefahren von Hunger und Missbrauch in den Wohnungen. Da Verkehrs- und Gesundheitssysteme stillgelegt oder stark eingeschränkt waren, wurden der Zugang zu Medikamenten und selbst die elementare Gesundheitsversorgung kritisch.

In Simbabwe und Mosambik hat dies dazu geführt, dass viel mehr gefährdete junge Mädchen in frühe Ehen verkauft wurden. In Südafrika, wo die Arbeitersiedlungen im ganzen Land geschlossen wurden und die Männer wieder in ihre Gemeinden zurückströmten, häusliche Gewalt und Missbrauch eskalierten. Unterernährung, Teenagerschwangerschaften, Jungen, die kein Interesse daran haben, wieder zur Schule zu gehen, und andere neue Traumata sind die tägliche Realität für unsere Mitarbeiter in ganz Afrika.

Das Modell von Hands at Work

Das Betreuungsmodell von Hands at Work ist in dieser Krisensituation von größter Bedeutung. Durch jahrelange Vernetzung mit Interessenvertretern der lokalen Gemeinschaften (Häuptlinge, Gesundheitsbehörden, Kirchenführer, Schulen, Care Worker) wurde ein Sicherheitsnetz geschaffen, um die Schwächsten aufzufangen, die sonst „durch die Maschen“ fallen würden. Das Modell stellt sicher, dass sie namentlich bekannt sind und für sie eingetreten wird.

In Mosambik zum Beispiel besteht eine enorme Kluft zwischen den Menschen in den von Hands at Work unterstützen Dörfern und den Gesundheitsbehörden. Viele gefährdete Großmütter und Kinder erhalten wenig Pflege oder Aufmerksamkeit, wenn sie in die städtischen Kliniken gehen. Und während der Covid-Pandemie waren diese Familien, obwohl sie wahrscheinlich zu den Bedürftigsten gehören, völlig von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten.

Das örtliche Team von Hands at Work konfrontierte die Behörden mit diesem Problem und mobilisierte erfolgreich ein Team örtlicher Gesundheitsfachkräfte, die die Häuser persönlich besuchten und den ärmsten Familien weiterhin Zugang zu den Kliniken gewährten.

Der langjährige Aufbau starker Beziehungen zu den gefährdeten Großmüttern und Kindern hat das Vertrauen geschaffen, das nötig ist, um ihnen in einer solchen Krisenzeit zu helfen:

  • Vermittlung von wichtigen Fakten über das Virus und wirksame Vorsichtsmaßnahmen
  • Anleitung, wie sie weiterhin Zugang zu den Care Points und der Nahrungsversorgung haben
  • Bewertung der Sicherheit neuer Lebenssituationen, wenn die Menschen in ihre Heimatdörfer zurück strömten oder sich dorthin zurückzogen, wo sie konnten

In einer südafrikanischen Gemeinde wurde zum Beispiel bei einem Hausbesuch entdeckt, dass ein Mann, der des Missbrauchs eines unserer Kinder beschuldigt wird, die Familie einschüchtert, damit sie die Anklage gegen ihn fallen lassen, was ihm ermöglicht hätte, in das Haus der Familien zurück zu kehren. Da die örtliche Polizeistation wegen Covid-19 plötzlich geschlossen wurde, war die Familie unsicher, wer helfen konnte. Dies wurde von Care Workers und den örtlichen Hands at Work Mitarbeitern aufgegriffen und das Kind wurde geschützt.

Der Weg, der vor uns liegt

Da die Ausbreitung des Coronavirus in ganz Afrika zunimmt, erwarten wir eine wachsende direkte Auswirkung des Virus auf unsere Familien und Gemeinschaften, sowie eine Verschlimmerung der indirekten sozialen Folgen. Es wird zu einer massiven Gesundheitskrise kommen. Experten erwarten,dassdie Corona-Pandemie ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf die Ausbreitung weiterer Krankheiten wie Tuberkulose, AIDS und Malaria haben wird.

Es ist mehr denn je notwendig, die Grundpfeiler des Hands at Work-Modells in den Gemeinschaften sicherzustellen und auszubauen: Ernährung, grundlegende Gesundheitsversorgung und die enge Betreuung der Kinder und ihrer Familien, um Sicherheit zu gewährleisten.

Hands at Work setzt weiterhin auf eine enge Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden, um zu gewährleisten, dass die Care Points und deren Angebote den höchsten Standards entsprechen. Ebenfalls sollen alleVorschriften erfüllt werden, mit denen wir voraussichtlich in Zukunft konfrontiert sein werden.

Sich gemeinsam einsetzen

Um dies umzusetzen, brauchen wir den Beistand unserer Freunde auf der ganzen Welt: Sowohl im Gebet um Gottes Schutz und um seine Führung in diesem Sturm, als auch in der gemeinsamen Bereitstellung der benötigten Ressourcen. Die Ressourcen beginnen mit der genannten grundlegenden Unterstützung für jedes Kind, aber es bedeutet auch, dass wir unsere Care Points und Einrichtungen entsprechend den neuen Herausforderungen ausstatten.

Während der Monate Mai und Juni haben unsere Teams vor Ort die dringendsten Bedarfe identifiziert: Dazu gehören Handwaschstationen, Sitzmöglichkeiten mit dem nötigen Abstand, bessere Toiletten, zusätzliche Kochmöglichkeiten, geeignete Vorratslager und andere Verbesserungen, die für die Fortsetzung der Dienste in Corona-Zeiten entscheidend sein werden. Sie haben so schnell wie möglich mit der Umsetzung der Maßnahmen begonnen.

Die Unterstützung dieser Maßnahmen ist eine Gelegenheit für unsere Partner in aller Welt, sich an die Seite unserer afrikanischen Brüder und Schwestern zu stellen und den Auftrag unseres Vaters zu erfüllen: Ihn dort zu lieben und zu unterstützen, wo er in den verletzlichsten Menschen in unserer Welt sichtbar wird.

Wenn Sie diese Bemühungen unterstützen wollen, freuen wir uns über Spenden an „Kirchenkreis Winsen – Spendenkonto“, Evangelische Bank, DE46 5206 0410 0006 6669 57, Stichwort: „10206-25171 – Patenprojekt Corona-Hilfe“. Weitere Information erhalten Sie auf www.handatwork.org und www.patenprojekt-afrika.de oder sie wenden Sich an an info@patenprojekt-afrika.de.